In vielen Regionen Europas war die Edelkastanie (Castanea sativa) über Jahrhunderte hinweg ein unverzichtbares Grundnahrungsmittel – insbesondere in kargen Monaten, während religiöser Fastenzeiten oder bei eingeschränktem Zugang zu Getreide. Ihre Bedeutung als pflanzliche, weizenfreie Energiequelle wurde recht gut dokumentiert, vor allem in Klostertraditionen und bäuerlichen Haushalten in Südeuropa.
Fastenzeit: Kein Fleisch, keine Milch, kein Weizen
Im mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Europa war die Fastenzeit durch strenge religiöse Regeln geprägt. Sie diente der Vorbereitung auf Ostern und hatte sowohl spirituelle als auch körperlich-disziplinierende Ziele. Christen sollten Buße tun, auf weltliche Genüsse verzichten und sich innerlich reinigen. In dieser Zeit waren der Verzehr von Fleisch, Eiern und Milchprodukten verboten – in besonders strengen Auslegungen, etwa in vielen Klöstern, sogar Getreide wie Weizen.
Pflanzliche Alternativen mit hoher Nährstoffdichte waren daher essenziell, um den Energiebedarf trotzdem zu decken. Kastanien galten dabei als wertvolle, neutrale Nahrungsquelle: Sie waren sättigend, vielseitig und vor allem „fastenkonform“ – also weder tierisch noch luxuriös.
Insbesondere in korsischen Quellen wird die Kastanie als „neutral“ bezeichnet – und damit ideal für die Fastenzeit geeignet. Auch in der Toskana, der Garfagnana, der Ardèche und in Teilen der Schweiz finden sich zahlreiche Hinweise auf Kastaniengerichte, die während des Winters und der Fastenzeit zubereitet wurden. Viele dieser Regionen wurden vom Christentum stark geprägt, was sich auch in den überlieferten Rezepten und Speisevorschriften widerspiegelt.
Kastanienmehl statt Getreide
Vor der Verbreitung des aus Amerika eingeführten Maises wurde Kastanienmehl für Polenta, Brei und Kuchen verwendet. Es war ein fester Bestandteil der Ernährung armer Familien, aber auch in Klosterküchen verbreitet – nicht zuletzt, weil es kein Gluten enthält und auch dort einsetzbar war, wo Getreide durch kirchliche Regeln oder regionale Knappheit eingeschränkt war.
Eine Quelle hierzu ist etwa das Werk „Le Châtaignier, arbre à pain“ (1979) von Jean-Dominique Michel, das die Rolle des Kastanienbaums in der ländlichen Ernährung der Cevennen beschreibt. Auch das Schweizer Buch „Der Kastanienbaum – Nahrung, Medizin und Mythos“ von Elsbeth Müller (2003) verweist auf die Verwendung von Kastanienmehl in Fastenzeiten und seine Bedeutung in den Klöstern des Tessins und Graubündens.
In der italienischen Region Garfagnana finden sich Kastanienrezepte in historischen Haushaltsbüchern und Klosteraufzeichnungen. Das klassische Gericht „Polenta dolce di castagne“ – ein süßlicher Brei aus Kastanienmehl und Wasser – wurde dort regelmäßig zur Fastenzeit serviert. Auch das Rezeptbuch „Cucina Povera“ (Slow Food Editore, 2011) dokumentiert mehrere traditionelle Speisen auf Kastanienbasis für fleischlose Zeiten.
Eine alte Tradition – wir bringen sie auf die Teller zurück
Kastanien sind pflanzlich, glutenfrei und nährstoffreich - und damit zeitgemäßer denn je. Interessant, das das, was einst aus Notwendigkeit entstand, heute wieder bewusst gewählt wird. Auch heute noch bieten Kastanien somit eine traditionsreiche und zugleich moderne Alternative für weizenfreie und fleischfreie Gerichte. Und so natürlich auch unsere My Makery Maroni Produkte...🌰
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